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Wolfgangs Laufseite - 1. Marathon Hamburg 2005

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Hier entstehen Laufberichte oder auch Storys zu speziellen Laufveranstaltungen. Zum Beispiel ein Bericht über den 1. Marathon, der jetzt fertig ist !  Oder ein besonderer Lauf, wo man vielleicht nur einmal dran teilnimmt. Oder auch ein gelungener Rekordlauf, wo sich gezielt darauf vorbereitet wurde.  

Marathon - ob Debüt oder Wiederholung:  Das  Ziel ist das Ziel  !!! 

Update Oktober 2010: Mein erstes Mal war am 24. April 2005. Erinnern kann ich mich natürlich noch ganz gut. Aber es ist jetzt doch schon etwas her. Ich bin zwar noch kein ganz alter "Marathonhase" (Habe aber mit über  20 Marathons auch schon durchaus Erfahrung), aber ein wenig Routine ist doch eingekehrt. Aber folgendes bleibt weiterhin als Aussage gültig:  Das Gefühl für das Unbekannte, für das Gewisse 'Etwas' geht beim ersten Mal für immer verloren. Klar ist natürlich, dass der Respekt vor der Strecke immer bleibt. Gerade wenn man vor einem Marathon mal ohne festen 12-Wochenplan trainiert bleibt immer die Frage "War es genug?". Aber die Ungewissheit beim Marathon-Debüt und das Training auf dem Weg dorthin ist aber einmalig und nicht wiederholbar. Der leicht arrogante Ratschlag eines gestandenen Marathoni ist deshalb nichts im Vergleich zu dem, was ein Debütant mitzuteilen vermag.

                                             Marathon, the 1st

Mein persönlicher Laufbericht zum 20. Olympus – Marathon Hamburg am 24. April 2005

 

Der Entschluß

April 2004: Die für mich letzte Fußballsaison neigt sich dem Ende. Im Alter von 42 Jahren kann man auch im Amateurbereich daran denken den Punktspielbetrieb einzustellen. Die meisten meiner ehenmaligen Weggefährten spielen eh schon lange in der Altliga. Einmal die Woche zum „Datteln“ treffen, so kann man sportlich seine körperlichen Aktivitäten ausklingen lassen. Bei mir wird sich aber eine andere Richtung entwickeln. Schon länger hegte ich in den letzten beiden Jahren den Wunsch das Laufen intensiver zu betreiben und eventuell einen Marathon zu laufen. Aber komischerweise sind meine Fußball-Spielminuten ab den 40. Lebensjahr immer mehr geworden. Und der Versuch, Lauftraining und Fußballtraining paralell zu betreiben war leider nicht möglich. Training und Anforderung sind doch zu verschieden. Und der Trainingsumfang müßte für eine Sportart dann zurückstecken. So kam der Entschluß die Fußballstiefel an den Nagel zu hängen. Und statt „Altliga“ habe ich mich für das Laufen entschieden, mit dem Ziel einen Marathon zu laufen.

Am Anfang steht das Laufen üben

Juni 2004: Mitten im Sommer habe ich mir dann vorgenommen regelmäßiges Lauftraining zu betreiben. Am 4. Juni mein üblicher 10km-Lauf in Heide ohne direktes vorheriges Training. Leider nur sehr müde 46:00min. Oh Gott, die bisher schwächste Zeit für einen 10km-Lauf. Keine guten Voraussetzungen für mein Vorhaben 'Marathon, the 1st.' !! Mein erste registrierte Laufeinheit datiert auf den 27. Juni . Immerhin 17km in einem Stück gelaufen, recht flott und ohne größere Probleme. Das macht Mut. Mein Gewicht zu diesem Zeitpunkt: ca. 84 kg. Spezielle Laufkleidung noch Fehlanzeige. Zum Laufen dienen nur meine alten Reebook und Adidas Climacool. Eine Woche später beim 10km-Lauf in Büsum immerhin 44:00min. Der Anfang war gemacht. Nun galt es die nächsten Wochen im Sommer zu nutzen um regelmäßig zu Laufen und die ersten Kilometer zu sammeln.

September 2004: Ende September lief ich zu 1. Mal in meinem Leben über 20 km in einem Stück und sogar dreimal im September. Die Bilanz (seit 27.Juni) per Ende September: 16 Läufe mit insgesamt 248km. Das Gewicht per Ende September aber immer noch 83kg. Die Lust ist noch gut, wobei doch einige Läufe gegen ein schönes Grillfest getauscht wurden. Aber aus verschiedenen Büchern und Laufseiten habe ich gelernt, dass der Spaß an anderen Dingen nicht völlig verloren gehen darf ! Das hauptaugenmerk beim Kilometer sammeln liegt sowieso ab Herbst.

Laufen und mehr ....

Für's Laufen ansich reichen ja ein paar Joggingschuhe, Sporthose,T-Shirt ..... und los geht’s. Das allerdings reicht gerade mal um ein paar Pseudoläufe zu absolvieren. Um zu einer ordentlichen Marathonzeit zu kommen gehört schon ein bischen mehr. Warum schmerzen sonst die Füße, Durst beim Sport hab ich immer als unwichtig abgetan, bei längeren Läufen werden jetzt bei den Schlapperhosen die Beine immer kalt. So kann es nicht weitergehen. Also Internet durchforstet, Laufbücher gewälzt, Laufforen angezapft. Und siehe da: Gerade für das Marathontraining gehört Vorbereitung und Ausstattung dazu. Also Laufuhr mit Pulsmesser gekauft, günstige Laufsachen beim Discounter abgestaubt und im Oktober natürlich einigermaßen ordenliche Laufschuhe gekauft. Auch die Anmeldung für den 20. Olympus-Marathon April 2005 wurde online erledigt. So nun gab es eigentlich kein zurück mehr. Mit dem Training ist nun schon angefangen worden und für meine Verhältnisse auch relativ viel Kohle investiert worden. Auch das trieb mich dazu jetzt das Lauftraining zu verstärken.

Erste Bilanz

Dezember 2004: Zum Ende meines ersten intensiven Trainingsjahres gehört es sich natürlich eine erste Bilanz zu ziehen. Die nackten Zahlen zeigen doch schon einiges: im letzten ¼ Jahr konnte pro Monat immer so ca. 170-190 km absolviert werden. Konkret bedeutet es, dass seit Trainingsbeginn vor genau 6 Monaten 46 Laufeinheiten absolviert worden sind mit immerhin insgesamt 800km. Das Gewicht bewegt sich zur Zeit so um die 80kg. Körperfett liegt so um die 14%. Der Laufpuls könnte bei lockeren Dauerläufen aber durchaus noch niedriger sein. Die Ernährung wurde in vielen Bereichen verändert. Süßigkeiten wurden stark reduziert. Ein Sechserpack Bier hält locker 10 Tage. Apfelschorle ist inzwischen das Hauptgetränk. Selter wurde inzwischen auf medium umgestellt. Fettiges Essen ist fast völlig aus dem Programm gestrichen. Statt Butter oder Halbfettmagarine nur noch Brotaufstrich (z.B. Bertolli). Imbissketten werden nur noch höchstselten und in Notfällen angesteuert. Fisch wird jetzt nach Möglichkeit einmal pro Woche gegessen. Kaffee nur morgens beim Frühstück. Paprika und Tomaten, sowie eine Tasse Müssli (ich mags trocken) gehören mehr und mehr zum Frühstücks-Standard. Weiter Änderungen in der Ernährung folgen. Ansonsten ist das gesamte körperliche Gefühl eigentlich ganz gut. Die Laufbelastungen weichen langsam der ständigen Lust am Laufen. Knieschmerzen beim langen Sitzen sind fast völlig weg. Auch phsychisch ist durchaus noch alles im grünen Bereich. Nur die Umstellung im Januar auf den darauf folgenden intensiven 12-Wochen-Vorbereitungsplan schlägt ein so ein bischen auf den Magen.

Einstieg in die 12-Wochen-Vorbereitung

Februar 2005: Wurde der Januar noch dazu genutzt das Laufpensum vernünftig mit den Ruhephasen und den entsprechenden Witterungsbedingungen zu koordinieren; so stand im Februar natürlich die Umsetzung des 12-Wochen-Vorbereitungsplanes im Vordergrund. Ich habe meinen Plan aus dem Marathon-Laufbuch von Peter Mertz. Ist aber wohl ein klassischer Laufplan, den man wohl auch woanders findet. Ein Amateurläufer wie ich muß den Plan so oder so seinen eigenen Verhhältnissen, wie Zeit und Witterung (gerade im Februar/März), anpassen. Damit habe ich aber zum Glück gar kein Problem. Ich habe auch gelesen, dass es nicht schlecht wäre sich vor dem eigentlichen Marathon einem kleinem Wettkampf zu stellen. Der Hochbrückenlauf Ende März in Kiel hätte sich angeboten, aber irgendwie fehlte mir die Motivation dafür. Hätte ich aber im Nachhinein machen sollen und kann jedem nur sowas empfehlen. Per Ende März an dieser Stelle wieder eine kleine Bilanz: Im Januar war das ganze noch auf Niveau der Vormonate: 10 Läufe mit 170km.

Ab 1. Februar wurde dann der schon beschriebene Laufplan umgesetzt. Zum Glück war dieser Monat noch recht schnee -und frostfrei, so dass sich der Plan relativ gut umsetzen ließ: 14 Trainigseinheiten mit insgesamt 240km, das Gewicht inzwischen auf 79,3kg gefallen. Seit Dezember 2004 wurden ja auch ein 2. Paar Laufschuhe hinzugezogen. So dass ich jetzt immer schön zwischen drei Sorten Schuhe hin und her wechsle. Auch das ein Tip von alten Laufhasen aus meinen schon beschriebenen Laufinfos.

Der letzte Schliff

April 2005: Nun gilt es das Laufpensum noch mal laut Plan zu erhöhen und sich nicht mehr zu verletzen. Obwohl die Bedingungen im März nicht optimal waren (Schnee, Minusgrade, Sturm), konnte der Plan fast umgesetzt werden. Ich muss allerdings einlenken, dass ich mein 4:00h–Plan leider an dieser Stelle nicht mehr halten konnte und ich ab Mitte März auf einen 4:30h-Plan umgesattelt bin. Der körperliche Verschleiß und der hohe Zeitaufwand nahmen einen mehr und mehr die Lust und die Möglichkeit das Training vernünftig durchzuführen. So konnte ich den März mit genau 300km in 15 Trainingseinheiten beenden. Dabei auch Ende März das erste Mal ein Lauf über 30km in 3 Std. Das war schon echt heftig! Im April waren die Temperaturen endlich wieder konstant über 10°C. So waren wieder kurze Sachen angesagt und auch das Tempotraining auf der Bahn konnte so einigermaßen Spaß bringen. Jetzt stieg so langsam ein kribbeliges Gefühl hoch. Inzwischen sind auch schon die Startunterlagen eingetroffen. Man spürt förmlich wie man immer näher an das Ereignis ranrückt. In den letzten zwei Wochen vor dem Lauf wird das Training natürlich stark reduziert. Jetzt heisst es sich zu erholen und nicht mehr zu verletzten. Die Bilanz bis kurz vor dem Marathon: für April nochmal 7 Läufe mit 108km (aber es kommt ja noch der Marathon dazu !!) Wie siehts denn sonst aus? Körperlich keine Beschwerden, aber man merkt schon wie sich der Körper verändert hat. Knapp 79,0 kg beträgt das Gewicht nur noch. Kaum Köperfett, Beinmuskelatur wirkt schon ausgeprägter, Füße fühlen sich natürlich nicht mehr frisch an und alles wirkt etwas angespannt. Insgesamt fühle ich mich echt gut und der immer näher rückende Lauftermin verursacht schön wollige Gefühlsschauer. Aber eine leichte Nervösität bleibt doch. Was passiert nach KM33? Habe ich genug trainiert? Wird das eigene Zeitfenster (4:30-4:40h) erreicht ? Aber wie heisst es so schön :

                Marathon – Das Ziel ist das Ziel !

 

Vor dem Lauf

noch 2 Tage: Es fallen jetzt die letzten Entscheidungen: Bei den Laufschuhen haben die im Dezember gekauften Nike Air das „Rennen“ gemacht. Die Asics sind irgendwie eine halbe Nummer zu groß und ausserdem dämpfen die Nike einfach besser. Laufen werde ich in kurzen Hosen und ein kurzes T-Shirt. Und darüber ein langarmiges Laufschirt. Getränke nehme ich lieber auch mit; wobei eine Tasche fürs Handy reserviert ist. Man weiss ja nie. Und natürlich eine Laufkappe, die Sonne könnte bei 4 ½ Std doch etwas den Gehirndeckel verbrennen. Die Übernachtung bei der Freundin von Lucie ist auch geklärt, obwohl schlafen werde ich wohl eh kaum. Ich werde mit Pulsmesser laufen, obwohl der Brustgurt im Laufe der Zeit Nerven wird. Bloß alles nach Buchvorgabe einpacken. Lieber noch 4 Sicherheitsnadel einstecken. Als alternative noch die lange Laufhose. Und das übliche Zeug wie Shampoo und Handtuch. Und doch lieber noch die Ersatzschuhe. Vielleicht ändert man ja noch seine Meinung. Habe mich entschlossen schon am Freitag nach Hamburg zu fahren um nur die Startunterlagen zu holen. Beim ersten Lauf heisst es erstmal alles sicher machen und Orientierungslosigkeit vorbeugen. Gesagt, getan ! Nach der Arbeit los, um 15:00h Auto geparkt und ab Richtung Messehallen. Hier wird schon alles so langsam aufgebaut: Start, Ziel, Absperrungen usw.! Was fur ein Gefühl; vor 2-3 Jahren habe ich hier noch am Freitag und Samstag die Läufer mit Taschen gesehen und gedacht: Das möchte ich auch mal erleben und den Marathon durch Hamburgs Straßen laufen. Und nun: Ich bin tatsächlich auf dem Weg mir die Startunterlagen für meinen ersten Marathon zu holen. Wow !! Das hat irres erhebendes Gefühl. Na gut, dann rein in die Messehalle. Erstmal den Championchip geholt. Habe ich gleich gekauft, denn ich will ja noch öfters lange Strecken laufen. Dann durch die Stände der Laufmesse hindurch und hinein in die riesige Halle der Organisation. Alles super Übersichtlich (na ja soviel sind am Freitag ja auch noch nicht hier!). Dann zum Stand, wo meine Startnummer zu finden ist. Alles klar! Nummer 4494 schon gefunden. Alles rein in die Olympus-Bekleidungstasche. Das bestellte und zusätzlich gekaufte ASICS-Sweatshirt, Startnummer, Vaseline und natürlich Werbung. Dann ab zum T-Shirt-Stand. Und dann noch am Ausgang den ChampionChip mit meinen persönlichen Daten abgeglichen. Super, das war's. Jetzt muss ja Sonntag „nur“ noch gelaufen werden.

Nur noch Stunden bis zum Start

D – Day : Es ist soweit: Die letzte Nacht vor dem großen Ereigniss. Man schwankt plötzlich zwischen 'warum tust Du dir das an?' und 'Endlich geht es los'. O.K. Letzte Planung und Vorbereitung. Startnummer mit Sicherheitsnadeln an das Laufshirt montieren. Schön gerade, weil soll ja gut aussehen. Laufbekleidung parat legen. ChampionChip ordnungsgemäß an die Schnürsenkel montieren. Eine Banane für vor dem Lauf auch noch in die Lauftasche. Trinkgürtel mit Getränke und Handy bestücken. Laufkappe einstecken. Und ganz wichtig: Eine Flasche mit Wasser vor dem Lauf einstecken. Denn bis kurz vor dem Lauf soll man ja ständig trinken und „gut hydriert“ in den Lauf gehen. So ab ins Bett und schlafen. ............................. 5:30h der Wecker klingelt. Hätte aber gar nicht nötig getan. War eh fast die ganze Nacht wach. Also aufstehen und alles nach Plan abarbeiten: Teewasser kochen, 2 Scheiben Weißbrot mit zuckerfreier (!!!) Marmelade essen ! Wichtig auch: Hoffentlich klappt vor der Abfahrt auch der Stuhlgang. Die Nervösität steigt. Immer wieder die Frage, ob nichts vergessen worden ist. Aber eigentlich kann ich nichts vergessen haben. Tee getrunken, ein Brot gegessen; mehr geht einfach nicht rein ! Aber sehr gut: Toilette klappt. Und jetzt ist es soweit:

Wie der Verurteilte zum Schaffot, so ähnlich, denke ich, fühlt man sich. Unumstösslich geht’s jetzt los. Kein Ausweichen. Kein Rückzug. Wie ein Tunnel, der nur in eine Richtung geht, so ist die Fahrt mit dem Auto Richtung Messehallen. Wie die Bienen zum Honig, wie die Mücken zum Licht, so gehen aus jeder Himmelsrichtung die Menschen in Sportkleidung Richtung Start. Auf der Glaciechaussee Verarbschiedung von Lucie. Die letzten Meter muss ich alleine gehen. Jetzt ist man mit sich ganz alleine trotz 19.000 Gleichgesinnten. Schon ein komisches Gefühl. Ob es nur beim ersten Marathon so ist ? Ich bin schon früh da, es ist erst kurz nach 7:00h, also noch reichlich Zeit bis zum Start. Gut für mich und meine Orientierung. Wo ist mein Startblock? Wo ist die Kleiderbeutelabgabe? Wo sind die meisten Dixi-Klo's ? So langsam steigt das Adrealin und man kann es kaum noch abwarten bis zum Start. Wie ein Pferd in der Startbox. Ein insgesamt gutes Gefühl. Das unsichere Gefühl am Morgen ist die Lust für den Lauf gewichen. Das ist gut so. So knapp eine Stunde vor dem Lauf entledige ich mich meines Trainingsanzuges. Ich war drunter ja schon komplett lauffertig umgezogen. Erstmal wird in Ruhe die Banane gegessen und dann noch mal überprüft ob alles am richtigen Platz ist. ChampionChip: OK   Laufnummer: OK   Schnürsenkel: OK   Trinkgürtel: OK   Laufkappe: OK   Pulsuhr/Brustgürtel: OK   Trinkflache: OK.         So das war's: Kleiderbeutel verschnürt und beim entsprechenden LKW abgegeben. Jetzt sind es noch ca. 40 Minuten bis zum Start. Toiletten sind jetzt noch recht frei. Also noch in Ruhe ausnutzen. Schön weitertrinken und ein bischen Gymnastik. Einlaufen ? Lieber nicht ! In vielen Bücher wurde ja darauf hingewiesen, dass ja eh gleich genügend gelaufen wird. Wie wahr ! Ca. 20 Minuten vor dem Start der hoffentlich letzte Toilettengang. Jetzt mußte man auch schon 10 Minuten anstehen. Jetzt noch 15 Minuten! Das Kribbeln ist kaum noch zu überbieten. Im Stehen noch ein bischen Pseudogymnastik bei doch kühlen Temperaturen. Aber die kurze Laufkleidung scheint die richtige Wahl gewesen zu sein. Denn es deutet sich ein absolut sonniger himmelblauer Tag an. Von mir aus kann es losgehen.

Der Lauf beginnt

09 : 15 / Km 0 : Als Marathon-Neuling wird man trotz 4:30h-Vorgabe grundsätzlich in die letzte Startgruppe gesteckt. Nachdem alle anderen ca. 10.000 Läufer schon in zwei Phasen seit Punkt 9:00h auf der Strecke sind, kommen nun die letzten Starter um 9:15h auf dem Gorch-Fock-Wall über die Startlinie. Ich starte meine Zeit um genau 9:18h. Nur langsam kommt die riesige Menge flüssig zum Laufen. Oft stockt es noch auf dem ersten Kilometer ohne Grund. So ähnlich ist es wohl auf der Autobahn, wenn es ohne Grund zum Stau kommt. Auf der Reeperbahn (KM 2) muss ich schon viele, viele Läufer überholen. Einige fangen schon auf der Reeperbahn mit der ersten Gehpause an. An dieser Stelle möchte ich mir jeglichen Kommentar vermeiden. Bei KM 3 treffe ich schon das erste Mal meine „Begleitergruppe“. Bei KM 5 (28:10min) dann eine 500m lange Fahrbahnverengung. Hier wird mal kurz für 5.000 Läufer von 4 auf 2 Fahrspuren verringert. Bin so ca. 1 ½ Min über Plan. Das lag aber an dem absolut langsamen Start. Jetzt geht es Richtung Landungsbrücken. Bei immer stärker scheinender Sonne entledigen sich immer mehr Läufer von ihrer teilweise warmen Laufkleidung. Diese Probleme habe ich zum Glück nicht. Geniesse dagegen den Blick auf die Elbe und die immer größer werdenden Zuschauermassen. Auf Höhe St.Pauli-Fischmarkt passieren wir die 10km-Marke. Meine Zeit 56:20min. Mein Laufgefühl ist gut. Habe den Eindruck, dass ich nach ständigem Überholen jetzt mit gleichschnellen (oder auch langsamen) Marathonis zusammen laufe. Die nächsten 5km-Abschnitte müßten jetzt etwas schneller sein.

Hamburg – eine einzige Party!

Km 10 bis km 20:

Bei KM 12 eine der absoluten und vielen Zuschauerhöhepunkte. Allein das Einschwenken vom St.Pauli-Fischmarkt Richtung Landungsbrücken ist ein Megaorgasmus für die Seele. Wer als Läufer das einmal erlebt hat, weiss warum man sich monatelang durch das Wintertraining gequält hat. Wer diese unglaublichen Zuschauermassen sieht, die anfeuern und musizieren, auf fast 1,5 km. Man möchte in diesem Moment sicherlich nichts anderes auf der Welt machen. Und kein Mensch wird sich auch für noch so viel Geld diese geile Gefühl erkaufen können. Und dieser Vergleich ist wahrhaft ein noch schönerers Gefühl.  Bei ca. KM 15 hat ist meine 5km-Zeit auf 27:33min gesunken. Nun geht es im großen Schwenk um die Binnenalster herum. Eine fantastische Aussicht, die lange genossen werden kann in der schönsten Stadt der Welt. An den Nobel-Einkaufsstraßen vorbei geht’s zwischen der Binnen -und Aussenalster noch nördlich Richtung bis KM 20 (27:30min) an der Aussenalster entlang. Meine Zwischenzeit bei KM 20 ist mit 1:51:26Std noch im geplanten Bereich. Die Getränkestationen werden noch ohne Probleme durchlaufen. Die Lust ist auch sehr groß und körperliche Probleme gibt es eigentlich auch nicht. Meine Begleiter konnte ich bisher auch immer noch in der Zuschauermenge schnell wiedererkennen.

Bergfest und es geht auf die 30 zu

Km 20 bis km 30: Bei jetzt wieder sehr vielen Zuschauer wird die Halbmarathon-Marke passiert bei immerhin 1:57:26Std. Also erste Zielsetzung geschafft: Die HM-Zeit unter 2 Std. Ist aber natürlich klar, dass ein Zeiteinbruch zwangsläufig kommen wird. Aber Zeit deutet tatsächlich auf klar unter 4:30h hin. Eventuell auch schneller. Auch die Zuschauer helfen einen fantastisch die Qual des Laufens einigermaßen zu erdulden. In diesem Abschnitt (20-25km) hat man den Eindruck die Leute haben ihren ganzen Hausstand nach draußen geschleppt. Grillparty, Kaffee und Kuchen auf dem Sofa sitzend, Musik aus der Box oder handgemacht. Hier wird alles geboten. Unglaublich. Jetzt geht es denn Richtung City-Nord. Ein riesiges Komplex großer Industrie-Bürohäuser. Aber auch durchaus Musik und viel Publikum. Und die Zwischenzeit für KM 25: 2:19:30Std. Die 5km-Zeit hat sich wieder auf Anfangsniveau eingependelt (28:04min). Ist aber immer noch locker unter angepeilten Bereich. Auch wenn noch alles ziemlich glatt läuft, so merkt man jetzt doch schon die gelaufenen KM. Die immer höher stehende Sonne schafft auch mehr und mehr Probleme. Auch die Lautsprecherdurchsage bei KM 27 „es seien jetzt nur noch 15km“ kann einen kaum noch ein Lächeln hervorrufen. Es zeigt einen aber auch, dass schon 2/3 der Strecke geschafft sind. Außerdem ist es der nördliche Wendepunkt der Strecke und des geht nun schnurstracks Richtung Ziel. Bei KM 30 werden dann die eh schon dichten Zuschauermasse immer mehr. Meine Zeit beläuft sich auf 2:47:33Std. Die letzten 10km immerhin noch in 56:07min. Da verdichten sich doch die Hoffnungen auf eine Zeit um 4:15h. Und ich war immer noch am Laufen. Allerdings sind jetzt doch schon erste Einbrüche geistig und körperlich zu registrieren. Bei jedem neuem Kilometer sieht man immer mehr Marathonis gehen. Und die Verlockung ist groß es auch so zu tun. Die Füße fangen an zu Schmerzen. Die Oberschenkel melden sich von KM zu KM immer mehr. Die Luft ist zwar noch gut, aber auf den Puls schaue ich lieber nicht mehr. Nur der geistige Wille kann in der ganzen Summe noch den Rest in Schach halten. Aber wie lange noch ?

Wann kommt der Mann mit dem Hammer ?

Km 30 bis km 40: Hier bei KM 30 war es schon kritisch. Ich wollte anhalten und in Ruhe austrinken. Iso-Getränk suchen, weitergehen. Aber anhalten ? Lieber nicht ! Ich komme nicht wieder in die Gänge. Lieber weiterlaufen. Und dann ist er da : Der Mann mit dem Hammer ! Was sich schon kurz nach der 30er -Marke andeutete bestätigt sich dann bei KM 32: Ein Krampfansatz im Oberschenkel, ein paar hundert Meter und dann die befürchtete Gehpause. Der vorher gegebene Tip eines Läufers, 'doch ruhig mal eine Gehpause zu machen' wurde von mir natürlich dankend vorher abgelehnt. Und nun also doch ! Plötzlich war die eventuell zu erreichende Traumzeit von ca. 4:15h in Gefahr. Natürlich zählt immer noch das reine Ankommen in einer passablen Zeit um die 4:30h. Aber nach dem bisherigen Rennverlauf wäre es eigentlich Schade nicht auf die mögliche 4:15h zu kommen. Also weiterquälen. Wieder leicht anlaufen und siehe da, geht einigermaßen wieder. Wenn auch langsam, aber immerhin. Die KM 35-Linie wird bei 3:20:17Std überschritten. Die letzten 5km natürlich „nur“ in 32:43min. Der kleine Einbruch war natürlich jetzt klar. Immer wieder zwickt der Oberschenkel. Jetzt will der Geist auch nicht mehr. Das erste Mal wird tatsächlich an Aufgabe gedacht. Aber 7km vor dem Ziel ? Nach all der Schinderei ? Nein, nein. Und noch mal NEIN !!! Kämpfen jetzt. Aber schon wieder eine Gehpause bei KM 37 kurz nach der Getränkestation. Das darf nicht wahr sein. Aber schon im Kopf hochgerechnet: Das kann trotzdem noch eine passable Zeit werden. Dann werden eben die Gehpausen als Kurzerholung genutzt und so weit gelaufen, wie es eben geht. Bei KM 36 -38 dann der absolute Zuschauerwahnsinn in Eppendorf. Dichtgedrängt zu10.000en stehen hier die Zuschauer. Sie johlen und feuern einen an, man weiß garnicht wohin man schauen oder zuhören soll. Und vergisst tatsächlich die Schmerzen und das Aufgabegefühl. Man wie können einen doch die Zuschauer helfen. Deswegen gibt es in Fußballstadien auch den Heimvorteil. Man muss es nur aufsaugen. Bei KM 40 wieder eine Gehpause (bei jetzt unglaublichen 3:53:00Std). Aber trotz der letzten 10km-Zeit (65:27min) war jetzt schon klar, dass es eine Zeit unter 4:15h wird. Schon ein wahnsinniges Gefühl kurz vor Ende meines ersten Marathons. Auch wenn die letzten 10km körperlich die Hölle waren.

Der Zieleinlauf, Marathon, the 1st.

Km 40 bis km 42,195: Auf den letzten zwei Kilometer vor dem Ziel dann noch mal eine Gehpause. Aber auch das kann die gute Ankunftszeit nicht mehr kaputtmachen. Dann 500m vor dem Ziel noch einmal über die Gorch-Fock-Str., wo vor ca. 4 Stunden für mich und ca. 8000 Anderen der Start erfolgte. Dann der Rechtsschwenk um fast 180° auf die Ziellinie in die Karolinenstraße. Und dann ist das Zielband in Sicht: Laufend (natürlich !!) wird das Ziel durchquert. Bei 4:08:43Std stoppe ich meine Uhr. Auch wenn ich für die 2. Hälfte des Marathon 2:11:17Std gebraucht habe, einfach nur ein geiles Gefühl. Und schön, dass man aufhören kann zu laufen! Platz 9728 in der Gesamtwertung. Immerhin beim ersten Marathon in der ersten Hälfte eines der größten Marathon überhaupt. Allerdings merkt man schon, dass bei dieser Zeit schon Massen an Läufern ins Ziel kommen. Hat so ca. 5-7 Minuten gedauert bis man seine Medaillie bekam. Mir geht es nach dem Lauf relativ gut. Ich kann gehend meinen Kleiderbeutel holen gehen. Muss mich aber aufgrund der Massen in einer langen Schlange anstehen. Und siehe da: Die plötzliche Ruhe tat gar nicht gut. Leichte Schwindelgefühle und Schmerzen in den Füßen veranlassen mich dazu, mich erstmal aus der Läuferschlange herauszutreten und nach draußen in die warme Sonne zu setzen/legen. Hat allerdings doch so 5 Versuche gedauert um wieder aufzustehen. Ständige Krampfansätze zwangen einen dazu lieber unten zu bleiben. Aber dann schließlich doch den Kleiderbeutel geholt und dann laaaaaaaaangsam um die Messehallen herum zu meinen Begleitern.

Nach dem Lauf

Ein kleines fazit: Für meinen ersten Marathon, und gegenüber vielen anderen Läufern, ging mir es eigentlich ganz gut. Noch ca. 1 Stunde lang haben wir die Ankunft der anderen Läufern zugeschaut. Dann mit dem Auto zu Lucie's Freundin, wo groß aufgetischt wurde. Hunger hatte ich zwar, aber den Magen richtig vollstopfen konnte ich auch nicht. Habe dann dort wenigstens in Ruhe geduscht und dann die 110km Rückfahrt angetreten. Überraschend konnte ich ohne Krampf die ganze Strecke durchfahren. Und zu Hause, nach dem Taschen auspacken, erstmal rauf aufs Sofa. Zum Glück hatte ich mir an dem Montag danach einen Urlaubstag genommen. Habe die Nacht sehr gut geschlafen. Auch das Aufstehen war überraschend kein Problem. Erst gegen Montag-Abend stellte sich doch leichter Muskelkater ein. Drei Tage später konnte schon wieder ein kleiner Auflockerungslauf gemacht werden. Habe also auch für die darauffolgenden Tage eigentlich keine Probleme gehabt. Auch die Lust weiterzulaufen war auch schnell da.

Auch wenn viele direkt nach einem solchen Lauf sagen „Nie wieder“, kann ich eigentlich von mir behaupten auch gleich nach der Zielankunft gesagt zu haben: „Nächstes Jahr wieder hier in Hamburg“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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